Schon seine eigenen Zeitgenossen inspirierte die historische Figur des Alchimisten, Astronomen und Universalgelehrten Doktor Faustus im 16. Jahrhundert zu wilden Spekulationen über dessen Bund mit dem Bösen. In der Zeit der Renaissance wurden zahlreiche Grimoires gedruckt, Zauberbücher mit magischem Wissen. Sie wurden auch »Höllenzwänge« genannt, denn schon in der altorientalischen Magie ist mit dem »Zwang« die Idee verbunden, durch Riten und Anrufungen die Dämonen der Hölle zu zwingen, den Wünschen des Magiers zu entsprechen. Einige dieser Bücher mit Zaubersprüchen zum Gefügigmachen der Dämonen sind angeblich von Faust selber verfasst worden. Für das Wittenberger Renaissance Musikfestival ist insbesondere der Umstand interessant, dass in frühen Varianten des Fauststoffes über den Pakt des Doktor Faustus mit den gestürzten Engeln Luzifer und Mephistopheles in Wittenberg berichtet wird. Anlass genug, Fausts Geschichte anhand der Musik seiner Zeit in einem kammerspielhaften Konzert für Harfe und Renaissancetraverso nachzuzeichnen. Musik der deutschen Renaissance von Hans Newsidler, Georg Rhau, Caspar Othmayr und Hans Judenkönig gelangt dabei zur Aufführung.
Johanna Bartz wurde 2016, noch während ihres Studiums, als Dozentin für Renaissancetraverso an die Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz berufen. Sie ist Gründerin und künstlerische Leiterin des Ensembles astrophil & stella, Mitbegründerin und Kuratorin der Künstlerplattform »Phosphenes« für Alte Musik sowie Gast in Ensembles wie Le Concert des Nations, Akademie für Alte Musik Berlin, Anima Eterna, Gli Incogniti, La Chimera, Sollazzo, Continuum, mit denen sie eine internationale Konzert- und Aufnahmetätigkeit verfolgt. Sie wird regelmäßig als Gastdozentin eingeladen, unter anderem ans Mozarteum Salzburg sowie an die Kunsthochschulen von Porto, Barcelona und Berlin.
Johanna Bartz studierte in Berlin, Brüssel und Basel bei Annette von Stackelberg, Christoph Huntgeburth, Barthold Kuijken, Anne Pustlauk, Anne Smith und Marc Hantaï. Während ihres Studiums wurde sie mit zahlreichen Preisen und Stipendien internationaler Wettbewerbe und Stiftungen ausgezeichnet.
Der Harfenist Vincent Kibildis ist auf das Spiel historischer Harfen des Mittelalters, der Renaissance und des Barock spezialisiert. Seine musikalische Ausbildung begann er als Sechsjähriger an der keltischen Harfe. Er beschäftigte sich zunächst mit traditioneller schottischer und irischer Musik; die Suche nach neuen Ausdrucksweisen führte ihn dann jedoch zur Alten Musik, die er an der Schola Cantorum Basiliensis und der Escuela Superior de Música de Cataluña studierte. Seine Studien an diesen Institutionen schloss er in den Fächern Aufführungspraxis der Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barock ab.
Seit seinen ersten Auseinandersetzungen mit der Alten Musik interessiert sich Vincent Kibildis für historische Notationsformen und das Spannungsfeld zwischen dem Notierten und dem Ungeschriebenen, zwischen oralen und improvisatorischen Praktiken. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles erarbeitet er regelmäßig Transkriptionen und Editionen alter Werke. Er erforscht außerdem die Rolle der einfach besaiteten – diatonischen oder semidiatonischen – Harfen im 16. Jahrhundert und darüber hinaus. Als Harfenist arbeitet er mit diversen Ensembles in ganz Europa zusammen.