»Musizierende Engel«? Vielleicht nicht der erste Gedanke, der einem kommt, wenn man an eine Gruppe Jugendlicher denkt, die auf Instrumenten der Renaissance und des Frühbarock spielen. Nun, Engel sind die Mitglieder der Leipziger Jugendmusiziergruppe Michael Praetorius wirklich nicht – zumindest nicht immer. Aber die Instrumente, die seit Jahrhunderten Gemälde, Altarräume, Fresken und Deckenbemalungen aus der Zeit der Renaissance zieren, gehören für die »Praetorianer« zum wöchentlichen Probengeschäft. In seinem »Syntagma musicum« hat Michael Praetorius, der Namenspatron des Ensembles, die Instrumente detailliert beschrieben.
Beim diesjährigen Wittenberger Renaissance Musikfestival entlocken die Jugendlichen den ensembleeigenen Dulzianen, Fideln, Rebecen, Schalmeien, Hackbrettern, Harfen und Co. mit Werken von Praetorius, Johann Hermann Schein und ihren Zeitgenossen zwar weltliche Musiken der damaligen Zeit, aber dafür himmlische Klänge!
In der weit über die Grenzen Leipzigs hinaus bekannten Jugendmusiziergruppe Michael Praetorius musizieren junge Musikerinnen und Musiker sowohl auf ihrem Orchesterinstrument oder der Blockflöte als auch auf historischen Instrumenten, insbesondere aus der Zeit ihres Namenspatrons. Dabei kommen vor allem Blasinstrumente wie Schalmei, Cornamuse, Pommer und Dulzian zum Einsatz, aber auch Fidel, Rebec, Gambe, Portativ und Glockenspiel. Neben der Alten Musik und der Musik der Leipziger Thomaskantoren liegt ein Schwerpunkt des Ensembles in der Pflege zeitgenössischer Musik.
Auf Tourneen in die USA, nach Russland, Israel, Frankreich, Norwegen, Estland, Lettland, Polen und Italien sowie bei zahlreichen Konzerten innerhalb Deutschlands fand das Ensemble hohe Anerkennung. 2016 erspielte es sich einen ersten Preis beim Deutschen Orchesterwettbewerb in Ulm. Zahlreiche Kooperationen mit nationalen und internationalen Jugendensembles, darunter der Kinderchor und der Jugendchor der Oper Leipzig, der Stadtsingechor Halle, Permonikchor aus Karvina, Chór Nowodworski Krakow, La Maîtrise de la cathédrale du Puy-en-Velay und der Mädchenchor vom Nidarosdom aus Trondheim, bereichern das künstlerische Wirken der Jugendmusiziergruppe. Professionelle Musikerinnen und Musiker der Alte-Musik-Szene wie Gregor Meyer, Gaby Bultmann und Daniele Ruzzier, , Ian Harrison, Martin Erhardt und Mareike Greb sowie Ensembles wie all’improvviso, das Ensemble 1684 und La Protezione della Musica arbeiten regelmäßig mit den Jugendlichen.
In Deutschland ist das Orchester aufgrund seines Repertoires einzigartig. 1976 von Luise Rummel gegründet, vereint es heute etwa 35 Musikerinnen und Musiker im Alter von zwölf bis 20 Jahren unter der Leitung von Andreas Künzel und Judith Gerhardt.