Der Historische Tanzball darf auch dieses Jahr im Programm des Wittenberger Renaissance Musikfestivals nicht fehlen. Wie gewohnt führen zwei Tanzmeister mit Charme, Glamour und Ideen durch das Ballvergnügen: Mareike Greb und Mark Frenzel leiten vier gemeinsame Tanzrunden an – diesmal gemäß dem Festivalmotto »Renaissance meets Pop« mit Country Dances aus dem 17. und 18. Jahrhundert! Die Sammlungen solcher Country Dances könnte man auch als eine Art überlieferte Hitparade bezeichnen, denn sie bilden alle populären Melodien der jeweiligen Zeit ab – ganz gleich, ob es sich um ein Lied handelt, das auf den Straßen gesungen wurde, eine Arie aus einer neuen Oper oder die aktuellste Hornpipe von Henry Purcell.
Unerlässlich am Wittenberger Ballabend ist die authentische Live-Musik, gespielt von Experten für historische Tanzweisen: The Playfords geben sich wieder die Ehre! Fantasievolle Gewänder und Vorkenntnisse im historischen Tanz sind wie immer erfreulich, aber keine Bedingung für die Teilnahme. Wer sein Debüt auf dem Tanzparkett längst hinter sich hat, wird sich über seine Lieblingstänze freuen und Gleichgesinnte treffen. Ebenso willkommen sind alle Gäste, die eine rauschende Ballnacht mit historischen Tänzen zum ersten Mal erleben. Sie sollten die Tanzschritte des Abends tagsüber in den Kursen studieren, um sich anschließend perfekt vorbereitet ins Vergnügen zu stürzen.
Das Tanzprogramm mit den Choreografien wird etwa vier Wochen vor dem Ball auf schlossdantz.net veröffentlicht.
Mareike Greb ist Tänzerin, Musikerin und Schauspielerin. Sie lebt in Leipzig. Nach einer Ballettausbildung begann sie sich bereits mit 16 Jahren der historischen Tanzkunst und Aufführungspraxis zu widmen und lernte neben ihrer Mitgliedschaft im saarländischen Ensemble Tourdion bei Lieven Baert, Véronique Daniels, Markus Lehner, Barbara Sparti, Kaj Sylegard, Béatrice Massin und anderen. Mareike Greb leitet mehrere Ensembles und unterrichtet an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« in Leipzig. Solistisch und in verschiedenen Besetzungen sowie als Leiterin von Tanzkursen ist sie national und international tätig. Sie wirkte unter anderem beim Leipziger Improvisationsfestival für Alte Musik LivFe! mit, beim Festival für Alte Musik Knechtsteden, bei den Tagen Alter Musik in Bamberg, beim Baroque Trust of New Zealand und beim Heinrich Schütz Musikfest in Weißenfels. Zudem war Greb für das Zentrum für Alte Musik Köln und das Händelhaus Halle tätig. Seit ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Musikwissenschaften und Komparatistik an der Universität Leipzig beschäftigt sich Mareike Greb auch in wissenschaftlicher Hinsicht intensiv mit den Tänzen des Mittelalters bis zum Barock, rekonstruiert sie aus historischen Quellen und verbindet Theorie und Praxis zu fundierten Bühnenkonzepten, in denen stets der Kontakt zum Publikum gesucht wird.
Seit Anfang der 90er Jahre begeistert sich Mark Frenzel für die höfischen Tänze von der Renaissance bis zum Frühbarock. Für den Ökologen, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale) arbeitet, ist der historische Tanz »ein wundervoller Ausgleich und eine besondere Leidenschaft«. In Bayreuth gründete Mark Frenzel 1991 seine erste Tanzgruppe. Seit 1996 gibt er in Halle regelmäßig Kurse zu historischen Tänzen aus Italien, Frankreich, England und Spanien. Aus den Tanzgruppen entstanden die Formationen Spettacolo Cortigiano (Bayreuth) und SchlossDantz (Halle). In diesem Zusammenhang richtete Frenzel die Webseite www.schlossdantz.net ein, wo unter anderem alle Choreografien aus dem Repertoire der Tanzgruppe SchlossDantz zu finden sind. Eine ihrer zentralen Aktivitäten ist die Ausrichtung des Playford-Balles in Halle, der als Gesamtkunstwerk mit Tanz, Musik, Theater und historischen Leckereien seit 2004 stattfindet und Teilnehmer aus ganz Deutschland anzieht. Tänzerische Inspirationen erhält Mark Frenzel bei Tanzkursen in Deutschland und Italien bei verschiedenen Dozenten, unter anderem bei Lieven Baert, Markus Lehner, Kaj Sylegard, Gloria Giordano und Veronique Daniels.
Tanzbar, ausdrucksstark, gut recherchiert und nonchalant der heutigen Zeit verhaftet: The Playfords sind eines der wenigen Alte-Musik-Ensembles, die aus dem Stegreif auf der Bühne improvisieren und auf diese Weise die historisch informierte Aufführungspraxis aufleben lassen. Inspiriert von der Musik, der Literatur und vom Lebensgefühl des 16. und 17. Jahrhunderts verweben sie diese Traditionen unter dem Motto »Inspired Early Music« zu einem Gesamtkunstwerk aus Alter Musik, Folk, Jazz, Weltmusik, Poesie und Tanz.
Das fünfköpfige Ensemble wurde 2001 in Weimar gegründet, angeregt durch »The English Dancing Master« von John und Henry Playford. In dieser 1651 erstmals erschienenen legendären Sammlung, dem »Real Book« seiner Zeit, sind bekannte Melodien mit passenden Tanzanweisungen notiert, allerdings ohne Arrangement. Harmonien, Basslinien und Variationen wurden dereinst improvisiert und stark beeinflusst von den Vorlieben und dem Talent der Ausführenden. Eine virtuose und kreative Herausforderung für jeden Musiker – damals wie heute. The Playfords, allesamt Spezialisten ihres Fachs, stellen sich mit ihrer spielerischen Herangehensweise dieser Tradition.
The Playfords konzertierten unter anderem beim Festival Oude Muziek Utrecht Fringe, bei der Staufener Musikwoche, beim MDR-Musiksommer, im Gewandhaus Leipzig, in der Berliner Philharmonie und auf Einladung des Goethe-Instituts an mehreren Orten in Weißrussland. 2015 vertraten sie das Bundesland Thüringen auf der Expo in Mailand. Sechs Playfords-Konzertprogramme erschienen bei Coviello Classics, Raumklang und Deutsche Harmonia Mundi auf CD.
Mit dem jährlich stattfindenden »playground festival of early music folk« in Weimar schufen The Playfords ein Forum, das verschiedene innovative Herangehensweisen an die sogenannte Alte Musik bündelt und europäische mit außereuropäischen Musiktraditionen in den Dialog treten lässt. Tanz- und Improvisationsworkshops und Alte-Musik-Jam-Sessions runden das Programm ab.