Innerhalb von reinen und gemischten Consorts werden im Kurs von Bernhard Stilz vor allem Werke der Reformationszeit erarbeitet, unter anderem von Heinrich Isaac, Ernst Ludwig Senfl, Josquin Desprez und Michael Praetorius. Im Vordergrund steht die Freude am gemeinsamen Musizieren in der Vielfalt und Farbigkeit der verschiedenen Besetzungen und auf der Grundlage einer lebendigen, historisch informierten Interpretationspraxis. Daneben ist vor allem in den morgendlichen Einspiel- und Aufwärmübungen Platz für die Arbeit an grundlegenden Spieltechniken. Dazu zählen beispielsweise Ansatz, Atemtechnik, historische Artikulation und Intonation. Auch instrumentenspezifische Anforderungen wie Rohrbau, Abstimmarbeiten und Pflege der Instrumente werden behandelt.
Ziel des Kurses ist nicht nur, die Musik der Renaissance besser kennenzulernen und zu verstehen, sondern auch den Umgang mit den dazugehörigen Instrumenten zu trainieren und zu optimieren. Aus organisatorischen Gründen sollten mit der Anmeldung bitte alle gewünschten Instrumente bekanntgegeben werden. Neben traditionellen historischen Holzblasinstrumenten wie Dulzian, Schalmei, Pommer, Krummhorn, Rankett und Gemshorn sind auch Zink und Posaune willkommen.
Kurszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 10 bis 18 Uhr
Montag 10 bis 18 Uhr
Dienstag 10 bis 13 Uhr
»Hier kann nicht sein ein böser Mut, wo da singen Gesellen gut ... Dem Teufel sie sein Werk zerstört und verhindert viel böser Mörd.« Martin Luther verfasste diese Zeilen mit dem Titel »Frau Musika« für Johann Walthers Büchlein »Lob und Preis der löblichen Kunst Musica«, das 1538 in Wittenberg erschien. Und dies ist nicht das einzige Gedicht, das Luthers Leidenschaft und Hochachtung für die Musik bezeugt: Ebenso wie der Theologie maß er auch der Kunst höchste Bedeutung für das Seelenheil der Menschen zu. Ganz im Sinne des Reformators wird in diesem Ensemblekurs für Blockflöten-Consort Musik aus der Blütezeit der Renaissance erarbeitet. Eine besonders interessante Quelle stellen dabei die Sammlungen aus Wittenberg dar. Neben Ausflügen ins italienische und englische Repertoire der damaligen Zeit liegen vor allem Kompositionen von Ludwig Senfl, Pierre de la Rue, Josquin Desprez und Heinrich Isaac auf den Notenpulten.
Während des fünftägigen Kurses erhalten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in die Musik, ihre Aussage und Empfindungswelt einzutauchen. Der gemeinsame Austausch ist dabei nicht weniger wichtig als die Begeisterung für den ausgewogenen Klang eines Blockflötenensembles und die Raffinessen eines homogenen, variantenreichen Spiels. Willkommen sind alle Größen der Blockflötenfamilie. Voraussetzung für eine Kursteilnahme ist das Spiel auf mindestens drei Blockflötengrößen der Typen Sopran, Alt, Tenor und Bass sowie Großbass und Subbass. Die Instrumente sollten nach Möglichkeit mitgebracht werden. Renaissance-Flöten sind ausdrücklich willkommen!
Kurszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 10 bis 18 Uhr
Montag 10 bis 18 Uhr
Dienstag 10 bis 13 Uhr
Den Franko-Flamen Josquin Desprez schätzte man schon zu Lebzeiten weit über Burgund hinaus in Frankreich, Italien, Spanien, in den deutschsprachigen Ländern und sogar in der Neuen Welt. Als besonders bedeutend sollten sich seine Weiterentwicklungen polyphoner Satztechniken und sein kühner Umgang mit harmonischen Dissonanzen erweisen. Josquin Desprez war der Wegbereiter eines neuen deklamatorischen und affektgeladenen Kompositionsstils mit einem zuvor nie gekannten, engen Verhältnis zwischen Wort und Ton. Auch nach einem halben Jahrtausend gilt er – auch genannt Josquin des Préz, Juschino de Prato, Jossequin Leblotte, Josquinus Pratensis oder Josquin Dascanio – als Vorbild für einen strengen Kontrapunkt im kirchenmusikalischen Stil. Seine klangstarken Messen, Motetten, Chansons und Instrumentalsätze berühren Menschen bis heute.
In diesem Workshop mit dem Titel »Josquin und die Frankoflamen« sind Spielerinnen und Spieler aller Gambengrößen willkommen. Musiziert wird einfach und doppelt besetzt, je nach Bedarf und Möglichkeiten der Teilnehmenden. Bassmodelle der Renaissance stehen am Anfang der Einheiten. Sie dienen dazu, technische und musikalische Grundlagen des Gambenconsortspiels zu beleuchten.
Kurszeiten
Freitag 16 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 10 bis 18 Uhr
Dieser Kurs ist auf das tänzerische Repertoire des abendlichen historischen Tanzballes ausgerichtet. Der Unterricht ist so angelegt, dass er auch für im historischen Tanz Ungeübte geeignet ist. Erarbeitet werden überwiegend Gassentänze für beliebig viele Paare sowie Tänze für wenige Paare aus dem Tanzbuch »The English Dancing Master« des Verlegers John Playford, das im englischen Frühbarock sehr populär war. Wer solche Tänze noch nicht oft getanzt hat und mit den Mustern und Figuren wenig vertraut ist, sollte diesen Kurs belegen, um am Abend oft und entspannt mittanzen zu können. Beim Tanzkurs sollten leichte Schuhe und bequeme Kleidung getragen werden. Versierten Tänzerinnen und Tänzern, die sich eingehender mit der Theorie und der Praxis des Renaissancetanzes beschäftigen möchten, sei der Kurs »Historischer Tanz für Fortgeschrittene« mit Mareike Greb empfohlen. Der Kurs erstreckt sich über einen ganzen Tag. Jeder kann, muss aber nicht alle Tänze in Kurs und Ball mittanzen. Abends beim Ball werden alle Tänze noch einmal kurz vorgeführt.
Das gesamte Tanzprogramm mit den Choreografien wird wie in den Vorjahren etwa vier Wochen vor dem Ball über einen an dieser Stelle veröffentlichten Link auf der Seite www.schlossdantz.net zu finden sein.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfasste Cesare Negri, ein bedeutender, am Hof zu Mailand wirkender Renaissance-Tanzmeister, ein Traktat zur höfischen Tanzkunst in Italien: »Le Gratie d’Amore« erschien 1602 erstmals in Mailand. Ein Bühnentanz aus dieser wichtigen Quelle über den italienischen Gesellschaftstanz der Renaissance prägt den ersten Teil des diesjährigen Vorbereitungskurses mit Mareike Greb: »Alta Regina« bildete dereinst den Abschluss von vier Intermedien – kleinen musikdramatischen Werken – im Theater des Palazzo Ducale in Mailand. Der Tanz besteht aus abwechslungsreichen Figuren, die von acht kaleidoskopartig agierenden Tänzerinnen und Tänzern dargestellt werden. Zwar ist die Schrittvielfalt an sich begrenzt, aber der Tanz umfangreich, und dabei ergeben sich zahlreiche Raumwege. Eingeladen sind alle, die Freude haben an einem außergewöhnlichen Tanz und am Einprägen verschiedener Figuren sowie über Grunderfahrungen mit Gaillarde-Tänzen verfügen.
Voraussetzung: Grundschritt Gaillarde
Vormittagskurs: »Brando Alta Regina« (keine Balltänze) | 10 bis 13 Uhr
Der zweite, nachmittägliche Teil des Tanz-Workshops dient der Vorbereitung auf den historischen Tanzball am Abend – einen der jährlichen Höhepunkte beim Wittenberger Renaissance Musikfestival. Unter der kundigen Anleitung von Mareike Greb werden alle Balltänze getanzt, damit sie kurz darauf entspannt ausgeführt werden können. Voraussetzung ist, dass alle Teilnehmenden die üblichen Figuren der Gassentänze und deren Prinzipien beherrschen. Nur an außergewöhnlichen Figuren soll ausführlicher gefeilt werden. Dieser Kursteil ist ausschließlich für Fortgeschrittene im historischen Tanzen geeignet, denen es Freude macht, alle Balltänze in drei Stunden durchzugehen.
Nachmittagskurs: Balltänze | 14 bis 17 Uhr
Das gesamte Tanzprogramm mit Choreografien ist ab etwa vier Wochen vor dem Ball über einen hier veröffentlichten Link auf www.schlossdantz.net abrufbar.
Die Kursteile sind auch einzeln buchbar.
Hille Perl zählt zu den international erfolgreichsten deutschen Gambistinnen. Seit mehr als 30 Jahren trägt sie dazu bei, die konzertante Gambenmusik in Deutschland, Europa und weit darüber hinaus stärker ins Blickfeld zu rücken. Kritiker loben »ihr virtuoses Spiel voller Leidenschaftlichkeit, Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit« sowie ihr Talent zur Improvisation. Zum wiederholten Mal steht Hille Perl als Dozentin für ein Workshop-Wochenende beim Wittenberger Renaissance Musikfestival zur Verfügung – eine großartige Gelegenheit für Studierende und fortgeschrittene Amateurgambistinnen und -gambisten, von einer der besten Musikerinnen ihres Fachs zu lernen. An den Vormittagen gibt Hille Perl ihr Wissen in Form von Einzelunterricht weiter, wobei der Schwerpunkt auf der Sololiteratur für Viola da Gamba des 16. bis 18. Jahrhunderts mit oder ohne Begleitung liegt. An den Nachmittagen widmen sich die Teilnehmenden der Consortpraxis.
Das Hümmelchen ist ein kleiner leiser Dudelsack, den Michael Praetorius in der »Organographia« seines musiktheoretischen Nachschlagewerks »Syntagma musicum« beschreibt. Obwohl das Instrument zur Musizierpraxis um 1600 gehört haben muss, wird es bei der Interpretation historischer Musik nur selten eingesetzt. Das mag daran liegen, dass es keine Originalinstrumente aus dieser Zeit gibt, ist vor allem aber darin begründet, dass der begrenzte Tonumfang und die stets präsenten Bordun-Linien die Spielenden in bestimmte Tonarten zwingen, das Repertoire scheinbar einschränken und das Ensemblespiel erschweren. In Wirklichkeit ist das zarte Instrument ein Sinnbild dafür, wie sehr sich Volks- und Kammermusik besonders in dieser Zeit beeinflussten.
Dieser Kurs bietet eine ideale Gelegenheit, das Hümmelchen auszuprobieren und die Faszination dieses Instruments für sich zu entdecken. Schritt für Schritt erlernen die Teilnehmenden alle Basiselemente, die man für das Dudelsackspiel benötigt und die diese Instrumente stark von anderen Blasinstrumenten unterscheiden. Dazu gehören das Blasen und Koordinieren des Instruments, das Halten und Intonieren der Töne sowie die dudelsacktypischen Phrasierungen. Wer bereits erste Erfahrungen und Vorkenntnisse hat, erhält gezielte Anregungen zur Weiterentwicklung seiner Spielfähigkeiten. Das Kursrepertoire besteht aus Tanzmelodien aus dem späten 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Zusätzlich werden exklusive Einblicke in musikhistorische und -soziologische sowie instrumentenkundliche Forschungen zum Hümmelchen gegeben sowie in seine Bedeutung für die Musikkultur an der Schwelle von der Renaissance zum Barock.
Speziell für diesen Kurs können Leihinstrumente der Dudelsack-Werkstatt von Bodo Schulz zur Verfügung gestellt werden.
Die englische Sopranistin Emma Kirkby ist eine Pionierin für die historische Aufführungspraxis der Alten Musik. Ihre Interpretationen der Madrigale von John Dowland und Claudio Monteverdi gelten längst als Referenzaufnahmen. Als weltweit gefragte Interpretin arbeitet sie regelmäßig mit führenden Barock-Ensembles zusammen; ihre Diskografie umfasst mehr als 100 Platten- und CD-Aufnahmen. Die vielfach ausgezeichnete Künstlerin konnte bereits 1997 den Händel-Preis der Stadt Halle entgegennehmen. Umso größer die Freude, Emma Kirkby erneut als Dozentin für das Workshop-Portfolio des Wittenberger Renaissance Musikfestivals gewonnen zu haben! An zwei aufeinanderfolgenden Tagen erarbeitet sie mit den Teilnehmenden ihres Kurses englisches, italienisches, französisches und deutsches Repertoire des Barock und des Frühbarock. Wer sich den letzten Schliff für Werkinterpretationen englischer Meister wie John Dowland, Henry Purcell und Georg Friedrich Händel holen möchte, ist in diesem Workshop besonders gut aufgehoben. Bei der Anmeldung ist bitte anzugeben, ob eine Instrumentalbegleitung benötigt oder eine Begleiterin bzw. ein Begleiter mitgebracht wird.
Dieser Instrumentalkurs ist offen für alle Harfenspielerinnen und -spieler – ob Profis, Studierende, Laien oder Anfänger! Willkommen ist jeder, der sich für historische Harfen begeistert und an der Musik der Renaissance und des Barock erfreut. Hinsichtlich des Harfentyps gibt es keinerlei Einschränkungen. Neben dem Ensemblespiel – dazu gehören Musizieren im Consort, Basso-continuo-Spiel und die Praxis der Verzierungen sowie Improvisation über ostinate Bässe – kann im Einzelunterricht auf spezielle Fragen oder vorbereitetes Repertoire eingegangen werden. Bei Interesse werden die zahlreichen und vielfältigen Formen der historischen Harfen vorgestellt, die den Teilnehmenden auch zum Ausprobieren zu Verfügung stehen.
Kurszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 9 bis 13 Uhr
Ein »Lumpeninstrument« nannte der Sänger, Komponist und Musiktheoretiker Sebastian Virdung um 1500 das Hackbrett und zählte es zu den »Fastnachtsinstrumenten«. Ob diese Einschätzung wirklich zutrifft? Dieser und weiteren Fragen rund um das Instrument mit den vielen Namen – das Hackbrett wird auch Psalter, Salterio, Cymbal, Tympanon, Kanun, Santur oder Dulcimer genannt – gehen die Teilnehmenden dieses Kurses nach. Wer ein solches »Lumpeninstrument« auf seinem Dachboden entdeckt hat, wer Tipps zum Stimmen und zur Spieltechnik wünscht oder verschiedene Instrumententypen aus der Nähe betrachten und ausprobieren möchte, ist in diesem Workshop bestens aufgehoben. Ebenso willkommen sind Fortgeschrittene und Profis, die an mitgebrachten Stücken feilen und die reichlich vorhandene Literatur kennenlernen wollen. Je nach Qualifikation und Bedürfnissen der Teilnehmenden wird passend zum Festivalthema auch gemeinsam arrangiert und im Ensemble gearbeitet.
Kurszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 9 bis 13 Uhr
Das Hauptgenre in der Musik der Barockzeit war die Oper. Ausgehend davon fasst Christoph Mayer in seinem Workshop zur historischen Aufführungspraxis die Instrumentalmusik der Barockzeit als »Miniaturoper« auf. Sein Kurs richtet sich an Interessierte an barocker Aufführungspraxis mit modernem oder barockem Instrument. Studierenden, Profis und fortgeschrittenen Amateuren bietet sich die Möglichkeit, Lösungen für sämtliche spieltechnische und interpretatorische Anforderungen barocker Musik zu finden. Kursinhalte sind zum Beispiel die »barocke Sprache«, Artikulation, Phrasierung, Verzierungen und alle Anwendungsmöglichkeiten einer barocken Bogentechnik. Die Kursinhalte haben das Ziel, die Teilnehmenden zu ermächtigen, sämtliche Emotionen und »Affekte« barocker Musik so ausdrucksstark wie möglich darzustellen.
Der Kurs beinhaltet zudem einen Vortrag mit Demonstration über die »Barocke Bogentechnik 2.0«.
Die aktive Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen begrenzt. Die Teilnehmenden werden gebeten, für den Workshop ein bis zwei Instrumentalstücke aus dem Repertoire des 17./18. Jahrhunderts vorzubereiten.
Kurszeiten
Freitag 14 bis 18 Uhr
Sonnabend 10 bis 18 Uhr
Sonntag 9 bis 13 Uhr