Die Wittenberger Schlosskirche mit dem markanten Turm, der die Besucherinnen und Besucher der Stadt schon von der Ferne grüßt, ist den meisten Menschen durch ihre Thesentür und die Gräber von Martin Luther und Philipp Melanchthon bekannt.
Einst war die im frühen 16. Jahrhundert geweihte Kirche mit Cranach-Gemälden, Bildern von Albrecht Dürer und einem Holzkruzifix von Tilmann Riemenschneider prächtig ausgestaltet. In den Kriegswirren des Siebenjährigen Krieges und aufgrund starker Verwüstungen durch napoleonische Truppen wurden das Gebäude und die reiche Innenausstattung jedoch fast vollständig zerstört; so auch die Thesentür, an die Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben soll – der Ausgangspunkt der Reformation. Im späten 19. Jahrhundert erfuhr die Kirche einen wesentlichen Um- und Erneuerungsbau und gilt seit ihrer zweiten Weihe durch den deutschen Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1892 als Gedächtnisort der Reformation und als evangelisches Nationaldenkmal. Zu den markanten und beeindruckenden Gestaltungselementen des Gebäudes gehören neben den Grabtumben von Luther und Melanchthon insbesondere das Thesenportal, aus dem 19. Jahrhundert stammende Figuren von Reformatoren wie Luther,Melanchthon, Johannes Bugenhagenund anderen sowie Taufbecken, die nach dem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel gefertigt wurden.
Im Jahr 1996 wurde die Wittenberger Schlosskirche, die laut einer ZDF-Umfrage neben dem Brandenburger Tor und dem Kölner Dom zu den drei Lieblingsbauten der Deutschen gehört, in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Anlässlich seiner 16. Auflage erschließt sich das Wittenberger Renaissance Musikfestival eine neue Spielstätte im Predigerseminar Wittenberg: Als dessen Wohngebäude ist das Christine-Bourbeck-Haus Teil des Wittenberger Schlosskirchenensembles und beherbergt die Vikarinnen und Vikare sowie die Dozentinnen und Dozenten des Evangelischen Predigerseminars. Neben 25 Einzelzimmern, die teilweise zu kleinen Appartements verbunden werden können, stehen der Wohngemeinschaft im Bourbeck-Haus zahlreiche Räume mit unterschiedlichen Funktionen zur Verfügung, darunter der Andachtsraum. Er bietet auch Veranstaltungen mit musikalischen Inhalten den passenden Rahmen – im Gedenken an die ostfriesische Theologin, Lehrerin, Religionspädagogin und Schuldirektorin Christine Bourbeck, die als eine der wichtigsten Frauen in der jüngeren Theologiegeschichte Deutschlands gilt. Sie war maßgeblich an der Abfassung des Pastorinnengesetzes des Bundes evangelischer Landeskirchen von 1962 beteiligt, das Theologinnen die Ordination zugestand, und verfasste 14 Schriften und etwa 100 Aufsätze. Bevor sie 1974 in Bad Pyrmont starb, hatte sie noch im Ruhestand Denkanstöße gegeben, so zur theologischen Reflexion des Alters.
Im Asisi-Panorama »Luther 1517« lässt sich das mittelalterliche Wittenberg aus einer ganz neuen Perspektive erleben! Im eigens für diesen Zweck konzipierten Rundbau stellt das Panorama ein attraktives Ausflugsziel in der Lutherstadt Wittenberg dar. Es gewährt einen 360-Grad-Blick auf das mittelalterliche Leben in der Stadt. Rund um die dreistöckige Aussichtsplattform in der Mitte des Panoramas sind kleine Alltagsszenen ebenso zu entdecken wie große historische Momente, unter anderem der Thesenanschlag an der Schlosskirche, und natürlich sind auch Martin Luther und Philipp Melanchthon mit von der Partie. Ein besonderes Erlebnis für das große und kleine Publikum ist die Inszenierung der abendlichen Dämmerung in der mittelalterlichen Stadt. Das Asisi-Panorama ist noch bis 31. Oktober 2024 in Wittenberg zu sehen. Die Idee der Panoramen entstand aus der Tradition der Riesenrundbilder des 19. Jahrhunderts und zeigt, wie eindrucksvoll eine bemalte Leinwand sein kann.
Neue Ideen in den alten Gemäuern der mittelalterlichen Stadt! In der gediegenen Atmosphäre des sanierten Cranachhofes am Markt 4 arbeiten sieben Kunstschaffende an eigenen Kreationen. Unikate und Kleinstserien aus den Bereichen Schmuck, Keramik, Bildhauerei, Glas, Malerei, Grafik und Filz werden hier vor Ort gefertigt. Und damit man sich´s auch zwischendurch gutgehen lassen kann, wurde im Renaissance-Saal das kleine, aber feine Galeriecafé Café3 eingerichtet. Umgeben von kleinen Kunstwerken aus Silber, Filz und Keramik können die Gäste eine italienische Schokolade löffeln, einen Kaffee trinken oder auf der sonnigen Terrasse ein Glas Wein genießen.
Das Haus, das ursprünglich als Augustinerkloster gedacht und erbaut wurde, gilt bis dato als wichtigste Begegnungsstätte der führenden Köpfe der humanistischen und reformatorischen Bewegung. Martin Luther lebte und arbeitete hier von 1508 bis zu seinem Tod 1546. Seit 1883 beherbergt das Gebäude ein Museum mit der größten Dauerausstellung zur Reformationsgeschichte, das fast 1.000 ausschließlich originale Exponate zeigt. Zwei der Räume sind heute noch im Originalzustand erhalten und geben Einblick in die bekannte Lutherstube, wo Luther einst die berühmten Tischgespräche führte und mit seinen Mitarbeitern die Übersetzung des Alten Testaments diskutierte. Weitere wichtige und zentrale Räume des Lutherhauses sind das Refektorium und der Große Hörsaal. Zu den besonderen Höhepunkten der Ausstellung gehören Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. und Luthers Predigtkanzel sowie seine Mönchskutte.
Das repräsentative Rathaus, Hauptgebäude des Marktplatzes, erhielt die typische Gestalt eines Renaissance-Bauwerks erst knapp 40 Jahre nach seiner Erbauung durch die 1573 aufgesetzten Zwerchhäuser. Sie stellen das Rathaus der damals kleinen Stadt Wittenberg gleichberechtigt in eine Reihe mit den bedeutenden Rathäusern in Torgau, Meißen und Freiberg, alles Städte, die damals mächtiger waren. Bis ins 18. Jahrhundert hinein diente das Rathaus auch als Kaufhaus der Tuchmacher, Kürschner und Schuster, war Sitz des Gerichts und wurde als Gefängnis und Marterstätte genutzt. Darüber hinaus war es bis dato auch Sitz der Stadtverwaltung.
Vor dem Rathaus befinden sich die Denkmale für Martin Luther und Philipp Melanchthon. Das Lutherdenkmal von 1821 war das erste öffentliche Denkmal für eine bürgerliche Persönlichkeit.
Das ehemalige Zeughaus am Arsenalplatz ist eines der vielen denkmalgeschützten Gebäude in der Wittenberger Altstadt. Das Haus wurde 1855 als Remise errichtet und diente seitdem militärischen und zivilen Zwecken. Von 2016 bis 2017 wurde es einer Generalsanierung unterzogen und die historische Fassade zum Arsenalplatz hin wiederhergestellt. Seit Ende 2018 präsentieren die Städtischen Sammlungen im Museum im Zeughaus auf drei Stockwerken eine Dauerausstellung zu mehr als 700 Jahren Wittenberger Stadtgeschichte: Im Erdgeschoss illustrieren die sogenannten Kronjuwelen einzelne Aspekte, ein Stadtmodell zeigt die befestigte Garnisonsstadt im Jahr 1873. Im Obergeschoss werden die Besiedlung der Landschaft vor Jahrtausenden und die Stadtgeschichte vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart dargestellt. Das Dachgeschoss ist »Riemers Welt« vorbehalten. Exponate des Sammlers Julius Riemer demonstrieren den Reichtum der Kulturen und Nationen auf allen Kontinenten. Ein besonderer Tipp: die Gemälde von Lucas Cranach mit Porträts von Martin Luther und Philipp Melanchthon.
Im Jahr 2009 entdeckten Arbeiter bei Bauarbeiten auf dem Gelände des alten Franziskanerklosters in Wittenberg die Grabstätte des Herzogs Rudolf II. von Sachsen-Wittenberg, der von 1356 bis 1370 als Kurfürst regierte. Der Herzog gehörte zum Geschlecht der Askanier, einem deutschen Uradelsgeschlecht, das maßgeblich an der Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt beteiligt war. Die askanischen Herzöge von Sachsen bestimmten die Kirche des Wittenberger Franziskanerklosters um 1270 zum Ort ihrer Familiengrablege. Die Dynastie zählt zu den wichtigsten Adelshäusern des Mittelalters. Die Kurfürsten gehörten zum exklusiven Wahlgremium, das die deutschen Könige kürte. Auch in die Führung des Heiligen Römischen Reiches waren sie eingebunden. Nach dem Aussterben des Askaniergeschlechts im Jahr 1422 ist seine Geschichte in Vergessenheit geraten.
In der Dauerausstellung der Historischen Stadtinformation wird die Geschichte der Askanier des Herzogtums Sachsen-Wittenberg heute auf 1.500 Quadratmetern in Szene gesetzt. Als bauliche Illusion entstand die Klosterkirche neu. In einer anschaulichen Licht-Präsentation werden die Besucher in die Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert versetzt. Die Schau zeigt den prägenden Einfluss dieses askanischen Zweiges für Wittenberg, das Land Sachsen-Anhalt und den mitteldeutschen Raum von Brandenburg bis Sachsen. Die Ausstellung ist biografisch orientiert und bringt den Besuchern die Geschichte des Herrschergeschlechts näher. Die außergewöhnliche Raumgestaltung verbindet mittelalterliche Bildsprache mit monumentaler Kunst. Klassische Überblendtechnik und Projektionen imaginieren den Eindruck, der Betrachtende befinde sich inmitten einer mächtigen alten Kathedrale. Besonders sehenswert ist die Grabstätte des Kurfürsten Rudolf II. mit seiner Frau und seiner Tochter.