Was macht einen modernen Top Ten-Hit aus? Mit einer eingängigen Melodie und großer Reichweite inspiriert der Song zu Coverversionen, wird von DJs für die Tanzfläche gemixt und gesampelt und sendet in der Verbindung mit Produktwerbung unterbewusste Botschaften. Doch schon lange vor dem Zeitalter der modernen Technologie verbreiteten sich beliebte Melodien als Ohrwürmer mittels Feder und Tinte über Ländergrenzen und Jahrhunderte hinweg. Besonders das blühende Verlagswesen der Renaissance ermöglichte eine immer schnellere und weitere Verbreitung von Musik, die Massen anspricht.
In seinem Programm »Popmusik der Renaissance« erstellt The Attaignant Consort eine Playlist aus den beliebtesten Melodien der Renaissance und verfolgt ihre Verwendung in verschiedenen musikalischen Formen: von majestätischen Tänzen über komplexe Polyphonie bis hin zu prächtigen Instrumentalfantasien. Die besten Melodien des 16. Jahrhunderts werden dergestalt präsentiert, wie sie an den diversen Veranstaltungsorten praktiziert worden sein könnten – an königlichen Höfen, in mächtigen Kirchen, in bescheidenen Wohnhäusern, Stadtkneipen und auf lebendigen Marktplätzen. Und wer die Ohren offen hält, wird im Vortrag des niederländischen Traversflötenquartetts eine jahrhundertealte Tradition wiederfinden: das Spiel mit eingängigen Melodien der eigenen Zeit, dem neue Versionen entspringen.
The Attaignant Consort besteht aus Musizierenden, die durch ihre Faszination für die Renaissance-Traversflöte zusammengeführt wurden. Über viele Jahre hinweg haben sie mit dem italienischen Flötenbauer Giovanni Tardino eng zusammengearbeitet und mit ihm die Klangwelt dieses Instruments erforscht. Auch Partnerschaften mit den Lautenisten Nigel North, Joachim Held, Christoph Sommer, und Magnus Andersson sowie mit den Harfenistinnen Maria Galassi und Marta Graziolino bereicherten die Arbeit des niederländischen Ensembles unter der künstlerischen Leitung von Kate Clark enorm.
Für seine Box mit drei CDs, die die Geschichte und das Repertoire der Renaissance-Traversflöte dokumentieren, erhielt The Attaignant Consort großen Zuspruch und 2013 einen der begehrten Diapason d'or. Jedes Ensemblemitglied verfolgt neben der Tätigkeit im Attaignant Consort verschiedene Aufgaben in Lehre, Wissenschaft und Ensembleleitung. Die Mitwirkenden kommen für Aufführungen mit dem Ensemble zusammen und teilen ihre tiefe Liebe zur Poesie und zur Musik der Renaissance und der frühen Barockzeit. Bei seinen Auftritten musiziert das Ensemble bevorzugt aus Faksimile-Ausgaben von Originalstimmbüchern anstatt aus modernen Partituren und spielt so oft wie möglich aus dem Gedächtnis, um sich der Tradition des klanglichen Lernens bewusst zu werden, in der viele Instrumentalisten des 16. Jahrhunderts ausgebildet wurden.