Festivalhistorie

In einer ehemaligen Scheune inmitten der Kurparkidylle von Bad Schmiedeberg fing alles an. Hier betrieb Thomas Höhne seine eigene Musikschule, sammelte Instrumente, leitete Ensembleproben, organisierte Veranstaltungen. Bis er am Rande eines Kursbesuchs im süddeutschen Staufen gefragt wurde:

»Was, du kommst aus Wittenberg?
Warum hört man nichts von dort?«

Die Wittenberger Hofkapelle existierte zu diesem Zeitpunkt bereits. 2002 hatte Thomas Höhne gemeinsam mit der Gambistin Gesine Friedrich das Vokal- und Instrumentalensemble nach dem Vorbild der Hofkapelle von Friedrich dem Weisen gegründet. Das Ensemble spielte auf historischem Instrumentarium, pflegte die originale Aufführungspraxis – um eine Musikkultur wiederzubeleben, deren Quellen in Wittenberg und Torgau entsprangen. Was lag da näher, als diesem Vorhaben ein eigenes Festival zu widmen?

Kurzerhand wurde der frühere Kuhstall am Rande des Bad Schmiedeberger Kurparks, 30 Kilometer von der Lutherstadt entfernt, im Jahr 2006 erstmals zum Festspielbüro umgewidmet. Konzerte, Workshops, Vorträge und eine Instrumentenausstellung zur Musik am Hofe Friedrichs des Weisen wurden organisiert: Das Wittenberger Renaissance Musikfestivals war gegründet.

Sein Konzept erwies sich von Beginn an so stimmig, dass es sich bis heute kaum verändert hat. Nur größer wurde es, länger und prominenter, so dass die Veranstalter bereits 2009 ein Büro in der Wittenberger Innenstadt bezogen.

Von Anfang an interessierte das Projekt auch Kulturinteressierte und Geldgeber aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Viele Förderer, die das Wagnis des Anfangs mittrugen, sind mittlerweile zu unverzichtbaren Festivalpartnern geworden. Die kontinuierliche finanzielle Unterstützung aus öffentlichen und privaten Fördertöpfen des Landes, der Region und der Stadt sichert die wirtschaftliche Grundlage. Die Kooperation mit der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und der Stiftung Leucorea sowie den Gemeinden, Pfarrern und Kantoren der Wittenberger Kirchen ermöglicht Konzerte und ein ausgedehntes Kursangebot.

Thematische Bezüge sind in Hülle und Fülle vorhanden und garantieren dem Festival jährlich neue inhaltliche Schwerpunkte: Der 400. Geburtstag Paul Gerhards, der 450. Todestag Philipp Melanchthons und der 500. Geburtstag des Wittenberger Liederdichters Paul Eber standen im Mittelpunkt des Festivalgeschehens, ebenso die Musik der Spanier, Italiener, Sachsen und Angelsachsen zur Zeit der Reformation, die Lutherdekade und das 500. Reformationsjubiläum 2017.

Der Festivaljahrgang 2018 war geprägt vom Gedenken an die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges. 2021 steht wieder ein Jubiläum an: Das 16. Wittenberger Renaissance Musikfestival ist dem Gedenken an Michael Praetorius gewidmet, einen der wichtigsten Musiker, Komponisten und Musikgelehrten der Renaissance. Er starb vor 400 Jahren – und wurde eventuell vor 450 Jahren geboren, das weiß man nicht so genau.

Jahr für Jahr löst das Wittenberger Renaissance Musikfestival ein Versprechen ein, das ihm seit Anbeginn als Grundsatz diente: Tausende Konzertbesucher, erfolgreiche Workshops mit renommierten Dozenten, hochkarätig besetzte Konzerte, in denen sich die Facetten – nicht nur – der Renaissancemusik widerspiegeln.

Koryphäen der Alten Musik stehen auf den Bühnen der Stadt, größere und ganz klein besetzte Ensembles ebenso wie Solistinnen und Solisten. Die Instrumentenausstellung und der historische Tanzball gehören seit vielen Jahren zu den besonderen Festivalattraktionen und zu den Publikumsmagneten in der Lutherstadt.

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