Zeitlos sind die Themen in Claudio Monteverdis Arien, Madrigalen und Concerti: Leidenschaft, Sehnsucht, Hoffnung, Schmerz und Glück bewegen uns heute genauso wie die Menschen vor 400 Jahren.
Mit klangvollen Harmonien und wohl gewählten Worten wird die reizende Geliebte angebetet und das Glück der süßesten Nachtigall gepriesen. Nymphen werden aufgefordert, zum Klang der schönen Musik in duftender Luft zu tanzen, und die Liebenden vertrauen auf Amor und Fortuna. Jedoch nicht nur die Süße des Lebens fängt der Komponist in seinen anmutigen Melodien ein, sondern auch den Schmerz brennender Herzen, die bitteren Tränen verlorener Liebe und die Qualen grausamer Schicksale. Wenn trotz aller Widrigkeiten die trügerische Hoffnung und die hingebungsvolle Treue siegen, zeichnet Monteverdi das Leben von seiner bittersüßen Seite, die der Sehnsucht ihren Antrieb verleiht.
Mit diesem Programm präsentieren die Sängerin Tehila Nini Goldstein und die lautten compagney BERLIN Werke aus den Madrigalbüchern, der Oper »L'incoronazione di Poppea« sowie aus der Marienvesper und der Sammlung »Selva morale e spirituale«.
Wenn zwei Festivaljahrzehnte gefeiert werden, darf das Chortreffen nicht fehlen! Nach dem großen Premierenerfolg im vorigen Jahr treffen sich am Samstag, 20. September, wieder Hunderte Sängerinnen und Sänger beim Sängerfest in der Schlosskirche und im Schlosshof. Eingeladen sind wiederum alle Chöre der Lutherstadt, die mit ihrer Sangesfreude und ihren musikalischen Beiträgen unter der Überschrift »Dona nobis pacem« dabei sein wollen und ihre Sehnsucht nach Frieden in der Welt mit einem gemeinsamen Musikerlebnis ausdrücken möchten. Das Programm rund um das Friedensthema ist frei wählbar, sollte aber nach Möglichkeit eine Brücke zwischen den Musikstilen der Renaissance und der Gegenwart schlagen.
Ob Schul- oder Kirchenchor, Frauen- oder Männerensemble: Alle Mitwirkenden sind willkommen. Mit dabei sind auch in diesem Jahr die Wittenberger Kantorei, die die Sängerinnen und Sänger der Stadtkirchengemeinde vereint, die Schola Cantorum Adam Rener, der liturgische Kammerchor der Schlosskirche, ebenso der Gospelchor der Schlosskirche, der Volkschor Reinsdorf, die Chöre des Gymnasiums Leucorea und der Grundschule Bergwitz, zum ersten Mal auch der Kinderchor der Musikschule Wittenberg und der gemischte Torgauer Chor VocaTo unter der Leitung von Julla von Landsberg sowie die lautten compagney BERLIN, deren Musikerinnen und Musiker die Chöre begleiten.
In den Nachmittagsproben werden ein gemeinsames Eröffnungs- und ein Finalstück vorbereitet. Und wenn dann im festlichen Abendkonzert ganz »Wittenberg singt«, die teilnehmenden Chöre ihre stilistische Vielfalt zwischen Renaissancelied, romantischen Sätzen für Männerstimmen, Gospel und Pop präsentieren, ist die Freude am gemeinsamen Musizieren gleich doppelt so groß! Durch das Programm führt Festivalintendant Thomas Höhne.
Ein Abend voller funkelnder und ausdrucksstarker Musik aus Italien! Nigel North präsentiert auf seiner Renaissancelaute Kompositionen von Francesco da Milano, Alberto da Ripa und Simone Molinaro. Die Auswahl erstreckt sich über den gesamten Zeitraum von 1500 bis 1600 und umfasst viele Formen der damaligen Instrumentalmusik für Lauteninstrumente: Fantasien, Tänze, teilweise sogar mit Variationen, und Intabulierungen – Übertragungen von Vokalwerken – für Laute.
Zu hören sind Fantasien, Pavanen, Galliarden, Passamezzi und Chansons von bedeutenden Meistern: Francesco da Milano, Alberto da Ripa und Simone Molinaro gehören zu den wichtigsten und einflussreichsten Lautenisten Italiens dieser Zeit. Und sie teilten ihre Vorliebe für die Fantasie – die ideale musikalische Form, mit der sich das Publikum in einen »göttlichen Zustand« versetzen lässt. Francesco wurde von seinen Zeitgenossen «il divino» genannt, »der Göttliche«. In einem persönlichen Bericht aus dem Jahr 1555 erinnert sich der Autor daran, wie Francesco spielte und »alle Zuhörer in eine so angenehme Melancholie versetzte«.
Francesco wurde in ganz Europa verehrt und verbrachte den Großteil seines Berufslebens als Hoflautenist des Papstes. Sein Zeitgenosse Alberto da Ripa war ein ebenso ausgezeichneter Spieler und wurde europaweit geschätzt. 1529 nahm Alberto eine Einladung des französischen Königs Franz I. an und wurde Hoflautenist – bekannt unter dem Namen Albert de Rippe mit dem Ehrentitel »Un parfaict sonneur du leut«, zu Deutsch etwa »ein vollkommener Spieler«. Seine Musik wurde nach seinem Tod im Jahr 1551 von seinen Schülern veröffentlicht.
Simone Molinaro gehörte der nachfolgenden Generation an. Im Vergleich zu seinen Vorgängern erkennt man in seiner Musik eine Weiterentwicklung der kontrapunktischen Lautentechnik, nun wesentlich kühner und virtuoser. Molinaro stammte aus Genua, trat die Nachfolge seines Onkels Gostena an und wurde im Jahr 1599, in dem er seine einzige »Intavolatura di Liuto«, eine Lautentabulatur, veröffentlichte, »maestro di cappella« an der Kathedrale von Genua.
Wittenberg zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Die Musikerinnen und Musiker der Hofkapelle treffen sich im Schloss, um mit dem Kurfürsten die tägliche Messe zu feiern. Heute soll Musik vom Hofkapellmeister Adam Rener erklingen. Die Mitwirkenden spielen sich ein, auf ihren Pulten liegen die Noten für die Abendmesse. Beim Musizieren vergeht ihnen die Zeit schnell, doch auf den Kurfürsten warten sie vergeblich. Ist er bei seiner Geliebten? Übt er mit ihr die Schrittfolgen für den Tanzball im Schloss, über den man sich seit Wochen am Hof erzählt? Oder lässt er sich vom neuen Hofkoch mit dessen ungewöhnlichen Rezepten verwöhnen? Erst gestern wurden Gänse in die Hofküche gebracht, durch halb Wittenberg war ihr Geschnatter zu hören…
Nun, wenn der Kurfürst nicht kommt, dann spielen die Musikerinnen und Musiker halt weltliche Musik! Der junge Conrad Rupsch hat ganz zufällig ein frisch gedrucktes Liederbuch von Georg Forster dabei, einem Freund Martin Luthers. Bei dieser Gelegenheit können sie gleich auch die Tänze für Luthers Hochzeit mit Katharina von Bora einstudieren. Apropos, wie wäre es denn mit den neuesten Stücken von Paul Hofhaimer, Arnt von Aich, Ludwig Senfl und Orlando di Lasso? Und weil der Kurfürst noch immer auf sich warten lässt, bitten die Mitglieder der Hofkapelle kurzerhand ihr Publikum zum Tanz. Ein illustrer Abend mit ungewissem Ausgang nimmt seinen Lauf…
Die Cöllner Compagney, das Berliner Ensemble für Musik der europäischen Renaissance, widmet dieses Programm ihrer namensgebenden Stadt, die im 16. und 17. Jahrhundert noch als Doppelstadt Berlin-Cölln existierte. Eine Besonderheit des Hofes war, dass in einer kurfürstlichen Musikverordnung von 1580 ausdrücklich eigene Instrumentalmusik unabhängig von kirchlichen Aufgaben gefordert wurde. Damit setzte eine einzigartige Blütezeit für die bisher sehr stiefmütterlich bedachte Hofkapelle ein, der zeitweilig 37 Instrumentalisten angehörten, das 14-köpfige Trompetenensemble nicht eingerechnet – eine für den deutschen Raum enorme Stärke!
Im Mittelpunkt dieses Konzerts stehen zwei für den Berliner Kontext immer noch nicht ausreichend gewürdigte Protagonisten: Bartholomaeus Praetorius und William Brade alias Wilhelm Brat, der ursprünglich aus England kam, aber mehr als die Hälfte seines Lebens in Hamburg, Kopenhagen, Halle, Güstrow, Bückeburg und Berlin verbrachte. Beide Komponisten trugen wesentlich dazu bei, dass Berlin bzw. Berlin-Cölln musikalische Bedeutung erlangte, bevor die Verheerungen im Laufe des 30-jährigen Krieges die Stadt auch in ihrer kulturellen und künstlerischen Entwicklung wieder zurückwerfen sollten.
Ergänzt wird das Programm mit instrumentaler und vokaler Musik geistlicher und weltlicher Provenienz – Werke, die von Praetorius´ und Brades Kollegen und Vorgesetzten am Berliner Hof stammen, aus dem Repertoire der Stadtpfeifer im 16. Jahrhundert und aus der Reformationszeit im Umfeld von Kurfürst Friedrich dem Weisen.
Dieser Konzertabend steht im Zeichen selten zu hörender Instrumentenkombinationen: Die Theorbe gesellt sich zur Renaissance-Laute und zur Barockgitarre – und wie das klingt, wird mit Tänzen aus der Volks- und der Hofmusik Spaniens, Frankreichs und Italiens demonstriert. Die Theorbe mit ihren langen Basssaiten und dem dazugehörigen zweiten Wirbelkasten ist die »größere Schwester« in der Lautenfamilie, und gemeinsam mit den Gitarren zählen diese Saiteninstrumente zu den am weitesten verbreiteten Musikinstrumenten des 16. und 17. Jahrhunderts.
Einen Schwerpunkt bildet ein Musikstück, das aus Mittelamerika stammt: Die Follia entwickelte sich ursprünglich in Mexiko und gelangte durch die spanischen und portugiesischen Entdecker und Eroberer nach Europa – ebenso wie viele anderen Melodien, Rhythmen und Formen. Hier wurde die Follia von zahlreichen Komponisten als Vorlage für Variationswerke benutzt. Diese Entwicklung begann in der frühen europäischen Renaissancemusik und gipfelte in einer lateinamerikanischen Fassung für Barockgitarre der berühmten spätbarocken Sonate »La Folia« für Violine und Basso continuo von Arcangelo Corelli. Denn auch er fühlte sich von diesem melodisch-harmonischen Satzmodell angezogen. Seine Version entfaltete in Europa eine große Wirkung und begeisterte die Menschen mit ihrem exotischen Flair.
Im Programm mit dem Duo Sospiro Antico – Amandine Affagard und Alejandro Galiano Zurbriggen an Theorbe, Renaissance-Laute und Barockgitarre – erklingen außerdem Werke des französischen Saitenvirtuosen Robert de Visée, der Komponist am Hof Ludwig des XIV. war, sowie freie Improvisationen und Tänze der Renaissance unter anderem aus Sammlungen, die der flämische Musikverleger Petrus Phalesius zusammentrug. Präsentiert werden Stücke wie »Hupf auf« von Hans Neusiedler über komplexe Passamezzi mit Diminutionen, ergänzt durch improvisierte Rekonstruktionen verlorener Lautenduos von Jakob Wecker bis hin zu barocken Suiten, in denen der harmonische Ursprung der Gamba- oder Passamezzo-Modelle in den Bässen erkennbar wird.
Bitte einsteigen! Eine musikalische Zeitreise in die Welt vor einem halben Jahrtausend beginnt. 1525 wurden weite Gebiete des deutschsprachigen Raums von bedeutenden Umwälzungen ergriffen, die in großen Teilen von Bauern und dörflichen Gemeinden ausgingen: Nichts Geringeres als das Recht auf Selbstbestimmung der Ärmsten stand zur Verhandlung. Das vierköpfige Ensemble astrophil & stella besucht mit seinem Publikum die bäuerlichen Schenken und Stuben und rekonstruiert das Liedgut der einfachen Leute mit typischen Instrumenten wie Hackbrett und Strohfiedel, einem Vorgängermodell des modernen Xylophons. Diese Instrumente sind aus Beschreibungen überliefert, die schon im 16. Jahrhundert entstanden, und werden bis heute in der traditionellen Musik vieler Regionen gespielt.
Texte und Musik aus dieser Zeit spiegeln das entbehrungsreiche Leben der bäuerlichen Bevölkerung wider, die hohe Abgaben an Lehensherren und Klöster entrichten musste. Von Adel und Bürgertum wurde wiederum ganz andere Musik gepflegt: Italienische Fantasien und französische Chansons waren »en vogue«, und wer es sich leisten konnte, besaß edle Musikinstrumente wie Laute oder Traversflöte und sang aus teuren Musikdrucken. Ausgehend von Wittenberg lösten die Ideen der Reformation jahrhundertelang andauernde Konflikte und Verhandlungen zu Glaubensfragen aus. Zwischen all dem zogen Landsknechte, die der Armut auf ihren Dörfern entfliehen wollten, auf der Suche nach Beute und Abenteuer mit Pfeifen und Trommeln durch die Landstriche. Letztlich geht es an diesem Konzertabend auch um die Frage, wohin sich Ausbeutung der Ärmsten ein halbes Jahrtausend später verschoben hat… Mit Musik von Pierre de la Rue, Johannes Wannenmacher, Balthasar Resinarius, Stephan Zirler und vielen anderen!
Wittenberg mit offenen Augen und Ohren zu historischen Klängen neu entdecken: Teilnehmende am musikalischen Stadtspaziergang können sich schon jetzt darauf freuen! Auch beim 20. Wittenberger Renaissance Musikfestival laden die Wittenberger Hofkapelle, das Praetorius Consort Wittenberg und ihre Gäste an diesem Samstagnachmittag zum Streifzug an die Originalschauplätze der Reformation ein und bieten außergewöhnliche Hörerlebnisse an repräsentativen Orten der Lutherstadt. Auch 2025 wieder dabei sind die jungen Musikerinnen und Musiker der Torgauer Musikschule, die schon im Vorjahr zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Rundgangs beigetragen haben.
Bei einer etwa halbstündigen Eröffnungsmusik in der Schlosskirche erklingen populäre Kompositionen von damals und heute – Lieder und Tänze der Renaissance, in die musikalische Themen, Melodien und Motive aus den Soundtracks von modernen Kinohits dezent, aber unüberhörbar eingewoben werden, etwa aus »Tennessee«, »Herr der Ringe« und »Fluch der Karibik«. Vor allem aber geht es ganz im Sinne des Festivalmottos um zwei existenzielle Dinge: die Liebe und den Frieden. So spielt auch an diesem Nachmittag das berühmte Pärchen Wittenbergs und der 500. Jahrestag von Martin Luthers Hochzeit eine große Rolle.
Nach der Eröffnung können Interessierte in Gruppen am musikalischen Stadtspaziergang teilnehmen – begleitet von erfahrenen Stadtführern, versteht sich. Während sie durch Wittenberg wandeln, erfreuen sie sich unter anderem im Alten Rathaus, in der Fronleichnamskapelle neben der Stadtkirche und im Café Klatschmohn an weiteren musikalischen Darbietungen und erleben den eindrucksvollen Klang historischer Instrumente wie Harfen, Lauten, Gamben und Krummhorn.
Da die Kapazität begrenzt ist, empfiehlt es sich, rechtzeitig Karten zu bestellen. Und ein wenig Zeit sollte man mitbringen: Zweieinhalb bis drei Stunden kann es schon dauern, wenn es heißt »Lieben wie zu Luthers Zeiten«.
Der bei den Einheimischen und ihren Gästen seit jeher beliebte Historische Tanzball darf im Programm des Wittenberger Renaissance Musikfestivals auch 2025 nicht fehlen – erst recht nicht, da es sich um seine 20. Auflage und somit um eine Jubiläumsausgabe handelt! Grund zum Feiern gibt es also genug. Durch das Ballvergnügen führen wie gewohnt zwei Tanzmeister mit Charme, Glamour und Ideen: Mareike Greb und Mark Frenzel leiten vier gemeinsame Tanzrunden an.
Unerlässlich am Wittenberger Ballabend ist die authentische Live-Musik, gespielt von Experten für historische Tanzweisen: The Playfords geben sich wieder die Ehre! Thematisch tragen alle Mitwirkenden ihre Sichtweisen zum Festivalmotto »Der Kurfürst tanzt« und zu den vielen Gedenktagen 2025 bei – auch zum 500. Jahrestag des Deutschen Bauernkrieges, der weite Teile Süd- und Mitteldeutschlands erschütterte und als wichtiger Wendepunkt in der deutschen Geschichte gilt. Alle Tänze, besonders die Country Dances und Contredanses, sind auf diesen Themenkomplex abgestimmt, der freilich auch jede Menge Raum für die Freude an der Bewegung lässt.
Fantasievolle Gewänder und Vorkenntnisse im historischen Tanz sind wie immer erfreulich, aber keine Bedingung für die Teilnahme. Wer sein Debüt auf dem Tanzparkett längst hinter sich hat, wird sich über seine Lieblingstänze freuen und Gleichgesinnte treffen. Ebenso willkommen sind alle Gäste, die eine rauschende Ballnacht mit historischen Tänzen zum ersten Mal erleben. Ihnen wird empfohlen, die Tanzschritte des Abends tagsüber in den Kursen zu studieren, um sich anschließend perfekt vorbereitet ins Vergnügen zu stürzen.
Hier finden Sie weitere Informationen und die Choreografien zu den Tanzworkshops.
Eine Binsenweisheit, aber immer wieder erstaunlich: Musik hat nicht nur die bemerkenswerte Fähigkeit, Gefühle auszudrücken – nein, sie kann auch Gefühle erzeugen. Schon der Klang an sich entfaltet erstaunliche Wirkungen, man denke nur an Orpheus und die Sirenen! Doch nicht nur der Gesang, ob von den Sirenen oder sonst jemandem und ganz gleich in welcher Absicht, kann sehr verführerisch sein. Nicht grundlos wurden in den spanischen Kirchen der Barockzeit die Harfen verboten und in der Schweiz viele Hackbrettspieler wegen der Übertretung von Spielverboten verurteilt...
Eindrucksvolle Beispiele für die Wirkung des silbernen Klangs der Saiteninstrumente finden sich in Claudio Monteverdis Oper »Orfeo«, worin »der Klang der Himmelsleier den düsteren Schleier jeder Wolke» vertreibt, in Georg Friedrich Händels Oratorium »Saul«, worin der Held durch David und dessen Harfenspiel beruhigt wird, sowie in unzähligen weiteren (früh-)barocken Arien und traditionellen Liedern, in denen Harfe und Psalter als »himmlische« Instrumente besungen oder mit einer obligaten Partie bedacht werden. Detaillierte Hinweise zur Wirkung der Musik finden wir in diversen Abhandlungen wie in Athanasius Kirchers »Musurgia universalis« von 1650. Danach wurden die Harfe und andere Instrumente auch als Heilmittel gegen den Biss der Tarantel eingesetzt: Je nach Wirkung des Gifts soll die Musik beruhigend wirken oder zum wilden Tanzen anregen, um die toxischen Substanzen auszuschwitzen.
Die Aufzählung ließe sich fortsetzen! Stoff gibt es also genug für diesen illustren Abschlussabend des diesjährigen Wittenberger Renaissance Musikfestivals mit englischen, deutschen und italienischen Tänzen, mit Liebesliedern, Instrumentalmusik und Kantaten aus der Renaissance- bis zur Barockzeit. Gemeinsam mit der Sängerin Julla von Landsberg gibt das Ensemble 33zwo Musik von Ludwig Senfl, Hans Leo Hassler, Nicolas Vallet, Claudio Monteverdi, Georg Friedrich Händel, Giovanni Paisiello und Joseph Haydn zum Besten, dazu gesellen sich traditionelle Lieder etwa aus Wales und Irland.