Bitte einsteigen! Eine musikalische Zeitreise in die Welt vor einem halben Jahrtausend beginnt. 1525 wurden weite Gebiete des deutschsprachigen Raums von bedeutenden Umwälzungen ergriffen, die in großen Teilen von Bauern und dörflichen Gemeinden ausgingen: Nichts Geringeres als das Recht auf Selbstbestimmung der Ärmsten stand zur Verhandlung. Das vierköpfige Ensemble astrophil & stella besucht mit seinem Publikum die bäuerlichen Schenken und Stuben und rekonstruiert das Liedgut der einfachen Leute mit typischen Instrumenten wie Hackbrett und Strohfiedel, einem Vorgängermodell des modernen Xylophons. Diese Instrumente sind aus Beschreibungen überliefert, die schon im 16. Jahrhundert entstanden, und werden bis heute in der traditionellen Musik vieler Regionen gespielt.
Texte und Musik aus dieser Zeit spiegeln das entbehrungsreiche Leben der bäuerlichen Bevölkerung wider, die hohe Abgaben an Lehensherren und Klöster entrichten musste. Von Adel und Bürgertum wurde wiederum ganz andere Musik gepflegt: Italienische Fantasien und französische Chansons waren »en vogue«, und wer es sich leisten konnte, besaß edle Musikinstrumente wie Laute oder Traversflöte und sang aus teuren Musikdrucken. Ausgehend von Wittenberg lösten die Ideen der Reformation jahrhundertelang andauernde Konflikte und Verhandlungen zu Glaubensfragen aus. Zwischen all dem zogen Landsknechte, die der Armut auf ihren Dörfern entfliehen wollten, auf der Suche nach Beute und Abenteuer mit Pfeifen und Trommeln durch die Landstriche. Letztlich geht es an diesem Konzertabend auch um die Frage, wohin sich Ausbeutung der Ärmsten ein halbes Jahrtausend später verschoben hat… Mit Musik von Pierre de la Rue, Johannes Wannenmacher, Balthasar Resinarius, Stephan Zirler und vielen anderen!
Das Ensemble astrophil & stella spielt und erforscht in vielfältigen Vokal- und Instrumentalprogrammen die musikalischen und emotionalen Ausdruckswelten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Die Aktivitäten der zehn Musikerinnen und Musiker beziehen sensible Interpretationen und spielerische Virtuosität ebenso ein wie die Forschungsarbeit zu Repertoire und Aufführungspraxis, musikdramaturgische Ideen und Experimentierfreude inklusive innovative Konzertformate. Oft wird die Musik der Renaissance und des Frühbarock mit Neukompositionen sowie interaktiven und multimedialen Elementen kombiniert. So baut das Ensemble, dessen Name der gleichnamigen Sonettsammlung des englischen Dichters Sir Philip Sidney aus dem Jahr 1591 entstammt und so viel bedeutet wie »Sternenfreund und Stern«, Brücken von der Alten Musik zum Publikum von heute.
2016 von der Flötistin Johanna Bartz gegründet und bis heute geleitet, tritt astrophil & stella von Basel aus in ganz Europa auf. Anlässlich des Luther-Jubiläumsjahres 2017 wurde das Ensemble zur Rheinsberger Hofkapelle ernannt. Diesen geschützten Titel vergibt die Musikakademie Rheinsberg jährlich an eine junge Formation für historische Aufführungspraxis. 2020 wurde astrophil & stella für das ECOS Lab für innovative Konzertformate beim Ecos Festival im spanischen Sierra Espuña ausgewählt. 2025 erschien das erste Album mit dem Titel »a garden of black flowers« beim Label Albus Fair Editions.