Ein Abend voller funkelnder und ausdrucksstarker Musik aus Italien! Nigel North präsentiert auf seiner Renaissancelaute Kompositionen von Francesco da Milano, Alberto da Ripa und Simone Molinaro. Die Auswahl erstreckt sich über den gesamten Zeitraum von 1500 bis 1600 und umfasst viele Formen der damaligen Instrumentalmusik für Lauteninstrumente: Fantasien, Tänze, teilweise sogar mit Variationen, und Intabulierungen – Übertragungen von Vokalwerken – für Laute.
Zu hören sind Fantasien, Pavanen, Galliarden, Passamezzi und Chansons von bedeutenden Meistern: Francesco da Milano, Alberto da Ripa und Simone Molinaro gehören zu den wichtigsten und einflussreichsten Lautenisten Italiens dieser Zeit. Und sie teilten ihre Vorliebe für die Fantasie – die ideale musikalische Form, mit der sich das Publikum in einen »göttlichen Zustand« versetzen lässt. Francesco wurde von seinen Zeitgenossen «il divino» genannt, »der Göttliche«. In einem persönlichen Bericht aus dem Jahr 1555 erinnert sich der Autor daran, wie Francesco spielte und »alle Zuhörer in eine so angenehme Melancholie versetzte«.
Francesco wurde in ganz Europa verehrt und verbrachte den Großteil seines Berufslebens als Hoflautenist des Papstes. Sein Zeitgenosse Alberto da Ripa war ein ebenso ausgezeichneter Spieler und wurde europaweit geschätzt. 1529 nahm Alberto eine Einladung des französischen Königs Franz I. an und wurde Hoflautenist – bekannt unter dem Namen Albert de Rippe mit dem Ehrentitel »Un parfaict sonneur du leut«, zu Deutsch etwa »ein vollkommener Spieler«. Seine Musik wurde nach seinem Tod im Jahr 1551 von seinen Schülern veröffentlicht.
Simone Molinaro gehörte der nachfolgenden Generation an. Im Vergleich zu seinen Vorgängern erkennt man in seiner Musik eine Weiterentwicklung der kontrapunktischen Lautentechnik, nun wesentlich kühner und virtuoser. Molinaro stammte aus Genua, trat die Nachfolge seines Onkels Gostena an und wurde im Jahr 1599, in dem er seine einzige »Intavolatura di Liuto«, eine Lautentabulatur, veröffentlichte, »maestro di cappella« an der Kathedrale von Genua.
Nigel North wurde in London geboren und spielt seit seinem 15. Lebensjahr Laute. Als Siebenjähriger wurde er von der britischen Instrumental-Rockband The Shadows inspiriert, die vor allem in den 1960-er Jahren erfolgreich war. Nach klassischen Studien der Geige und Gitarre entdeckte er schließlich die Laute für seinen künftigen Lebensweg. Das Laute-Spielen brachte er sich selbst bei; Impulse vermittelten ihm Künstler wie Michael Schäffer, Gustav Leonhardt und das amerikanische Jazz-Duo Tuck & Patti. Der Musik Johann Sebastian Bachs galt schon früh Nigel Norths besondere Leidenschaft, ausgelöst durch einen Traum im Alter von zwölf Jahren, in dem ihm Bach eine Laute schenkte.
Unterrichten und Spielen sind für North seit eher eng verbunden. Von 1999 bis 2024 war er Professor für Laute am Historical Performance Institute (ehemals Early Music Institute) der Indiana University in Bloomington. Zu seinen früheren Stationen zählen die Guildhall School of Music and Drama in London, die Hochschule der Künste in Berlin und das Royal Conservatory in Den Haag.
Nigel North schrieb Lehrwerke wie »Continuo playing on the Lute, Archlute and Theorbo« und veröffentlicht zahlreiche Transkriptionen von Werken Johann Sebastian Bachs für Laute. Zu seinen Aufnahmen gehören eine Box mit vier CDs »Bach on the Lute», veröffentlicht bei Linn Records, vier CDs mit der Lautenmusik von John Dowland, erschienen bei Naxos, vier CDs mit Musik von Sylvius Weiss und zwei Einspielungen mit Musik von Francesco da Milano, aufgenommen für das Label BGS. Zuletzt spielte er für das britische Label Deux-Elles eine Doppel-CD mit Bachs Gesamtwerken für Laute und anderen neuen Transkriptionen ein.