Wittenberg mit offenen Augen und Ohren zu historischen Klängen neu entdecken: Teilnehmende am musikalischen Stadtspaziergang können sich schon jetzt darauf freuen! Auch beim 19. Wittenberger Renaissance Musikfestival laden die Wittenberger Hofkapelle, das Praetorius Consort Wittenberg und ihre Gäste an einem Samstagnachmittag zum Streifzug an die Originalschauplätze der Reformation ein und bietet außergewöhnliche Hörerlebnisse an repräsentativen Orten der Lutherstadt.
Bei einer etwa halbstündigen Eröffnungsmusik in der Schlosskirche erklingen populäre Kompositionen von damals und heute, darunter Lieder und Tänze von Tielman Susato und Michael Praetorius sowie aus Filmklassikern wie »Pippi Langstrumpf«. In Gruppen können Interessierte anschließend am musikalischen Stadtspaziergang teilnehmen – begleitet von erfahrenen Stadtführern, versteht sich. Während sie durch Wittenberg wandeln, erfreuen sie sich unter anderem im Historischen Rathaus, in der Fronleichnamskapelle neben der Stadtkirche und im Café Klatschmohn an weiteren musikalischen Darbietungen und erleben den eindrucksvollen Klang historischer Instrumente wie Dudelsack, Dulzian und Krummhorn.
Da die Kapazität begrenzt ist, empfiehlt es sich, rechtzeitig Karten zu bestellen. Und ein wenig Zeit sollte man mitbringen: Zweieinhalb bis drei Stunden kann es schon dauern, wenn es heißt »Renaissance trifft Pop«.
Der Lautenist Thomas Höhne und die Gambistin Gesine Friedrich gründeten das Ensemble 2002 mit dem Ziel, die Musiktraditionen des 15. bis 17. Jahrhunderts zu pflegen. Ganz dem Bestreben verpflichtet, das Repertoire der Wittenberger Hofkapelle des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen (1463 bis 1525) wiederzubeleben, greifen die Musikerinnen und Musiker auf die handschriftlich fixierten Notationen der einstigen Wittenberger Hofkapelle zurück, die in der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek aufbewahrt werden. Diese Noten geben einen detaillierten Einblick in die vorreformatorische Musik bis zur Wirkungszeit Martin Luthers. Auch die Wittenberger Drucke und musiktheoretische Abhandlungen von Martin Agricola (1529) und Hermann Finck (1566) dienen dem Ensemble bei der Annäherung an einen möglichst authentischen Klang. Darüber hinaus führt die Hofkapelle, die sich seit ihrer Gründung als wandelbarer und flexibler Klangkörper behauptet, auch Werke frühbarocker Meister wie Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi auf und tritt mit szenischen Projekten in Erscheinung. Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 erschien die CD »Ein feste Burg ist unser Gott« mit geistlichen Liedern der Reformationszeit.
Seit 2006 richtet die Wittenberger Hofkapelle das jährliche Wittenberger Renaissance Musikfestival aus.
Das Praetorius Consort Wittenberg ist als deutschlandweit einmaliges Projekt und Beispiel erfolgreicher Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Alten Musik überregional anerkannt. 2023 feierte das Ensemble sein 25-jähriges Jubiläum. Gründer und Leiter des Praetorius Consorts Wittenberg und der dazugehörigen Musikschule sind Thomas Höhne und Gesine Friedrich, die fast 20 Jahre lang zugleich die Arbeit der Wittenberger Hofkapelle und das Wittenberger Renaissance Musikfestival verantworteten.
Alle mitwirkenden Kinder und Jugendlichen aus Wittenberg und Bad Schmiedeberg musizieren auf historischen Instrumenten wie Harfe, Laute, Gambe und Krummhorn und erlernen den Umgang mit der Renaissanceblockflöte, mit Hümmelchen und Spinett. Das Repertoire des Consorts enthält hauptsächlich Musik der Renaissance und des Frühbarocks. Seit seiner Erweiterung mit Wittenberger Musikschülern wird an der Entwicklung des weithin größten auf historischem Instrumentarium spielenden Jugendorchesters nach dem Vorbild der Kapelle am Hofe Friedrich des Weisen gearbeitet.
Das Ensemble hat einen festen Platz im musikalischen Gesamtangebot der Lutherstadt. Seine Konzerte im Rahmen des jährlichen Stadtfests »Luthers Hochzeit« erfreuen sich großer Beliebtheit.