Saitentänze
Wie die Follia nach Europa kam | Duo Sospiro Antico
Di, 23.09.2025 - 19:00 Uhr
| Malsaal im Cranach-Hof

Dieser Konzertabend steht im Zeichen selten zu hörender Instrumentenkombinationen: Die Theorbe gesellt sich zur Renaissance-Laute und zur Barockgitarre – und wie das klingt, wird mit Tänzen aus der Volks- und der Hofmusik Spaniens, Frankreichs und Italiens demonstriert. Die Theorbe mit ihren langen Basssaiten und dem dazugehörigen zweiten Wirbelkasten ist die »größere Schwester« in der Lautenfamilie, und gemeinsam mit den Gitarren zählen diese Saiteninstrumente zu den am weitesten verbreiteten Musikinstrumenten des 16. und 17. Jahrhunderts.

Einen Schwerpunkt bildet ein Musikstück, das aus Mittelamerika stammt: Die Follia entwickelte sich ursprünglich in Mexiko und gelangte durch die spanischen und portugiesischen Entdecker und Eroberer nach Europa – ebenso wie viele anderen Melodien, Rhythmen und Formen. Hier wurde die Follia von zahlreichen Komponisten als Vorlage für Variationswerke benutzt. Diese Entwicklung begann in der frühen europäischen Renaissancemusik und gipfelte in einer lateinamerikanischen Fassung für Barockgitarre der berühmten spätbarocken Sonate »La Folia« für Violine und Basso continuo von Arcangelo Corelli. Denn auch er fühlte sich von diesem melodisch-harmonischen Satzmodell angezogen. Seine Version entfaltete in Europa eine große Wirkung und begeisterte die Menschen mit ihrem exotischen Flair. 

Im Programm mit dem Duo Sospiro Antico – Amandine Affagard und Alejandro Galiano Zurbriggen an Theorbe, Renaissance-Laute und Barockgitarre – erklingen außerdem Werke des französischen Saitenvirtuosen Robert de Visée, der Komponist am Hof Ludwig des XIV. war, sowie freie Improvisationen und Tänze der Renaissance unter anderem aus Sammlungen, die der flämische Musikverleger Petrus Phalesius zusammentrug. Präsentiert werden Stücke wie »Hupf auf« von Hans Neusiedler über komplexe Passamezzi mit Diminutionen, ergänzt durch improvisierte Rekonstruktionen verlorener Lautenduos von Jakob Wecker bis hin zu barocken Suiten, in denen der harmonische Ursprung der Gamba- oder Passamezzo-Modelle in den Bässen erkennbar wird.

Ticket 25 Euro/ermäßigt 22 Euro
Alejandro Galiano Zurbriggen

Alejandro Galiano Zurbriggen wurde 1983 in Rosario, Argentinien, geboren. Im Alter von sechs Jahren begann er mit dem Geigen-, später auch mit dem Gitarrenunterricht am Conservatorio Superior de Música »Arturo Berutti« in San Francisco, Argentinien. Außerdem besuchte er private Jazzgitarrenkurse in Santa Fe bei Carlos Hussein. Ein Kompositionsstudium schloss er an der Universidad Nacional de Córdoba in Argentinien ab, nahm private Kompositionskurse bei Oscar Bazán wahr und studierte Jazzgitarre bei Daniel Corso. Der Neuen Musik wimdet sich Zurbriggen als Gitarrist gemeinsam mit den Ensembles Suono Mobile und Oscar Bazán. Als Komponist erhielt er zahlreiche Aufträge, unter anderem zu seinem Doppelkonzert für Bassklarinette, Kontrabass und Orchester und für die Kammeroper »De los destinos cruzados« anlässlich des 200. Jahrestages der Unabhängigkeit Argentiniens.

2013 kam der Musiker nach Deutschland, um Komposition und Laute zu studieren. Er absolvierte den Masterstudiengang für Komposition in Freiburg sowie für historische Instrumente und Laute in Würzburg und bildete sich im Rahmen eines Ergänzungsstudiums an der Schola Cantorum Basiliensis bei Hopkinson Smith fort. Alejandro Galiano Zurbriggen tritt mit einem umfangreichen Renaissance- und Barockrepertoire in Konzertsälen und Kirchen auf und ist hauptsächlich in Deutschland, der Schweiz und Frankreich präsent. Eigene Projekte im Bereich der Alten Musik beweisen seine besondere Perspektive als Komponist und sein Bemühen, neues Repertoire in weniger bekannten musikalischen Quellen zu entdecken. Zu Forschungszwecken und als Gastdozent wird er zu Seminaren sowie für Konzerte und Vorträge eingeladen.

Amandine Affagard

Amandine Affagard erhielt ihren ersten Gitarrenunterricht im Alter von sechs Jahren in Bordeaux in Frankreich. Von 2006 bis 2011 lernte sie am Conservatoire de Marseille und studierte danach an der Haute Ecole de Musique in Genf. 2013 erhielt sie einen Bachelor of Arts und wechselte im Rahmen eines Erasmus-Austauschs an die Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar, wo sie zum ersten Mal Theorbenunterricht nahm. Sie schloss einen Master of Music an der Universität der Künste in Berlin ab und bildete sich bei Rolf Lislevand in Trossingen weiter, wo sie ebenfalls einen Master of Music-Abschluss erhielt. Musikwissenschaft studierte sie in Nizza. Hier gestaltete sie viele Projekte mit dem Ensemble Vocal Universitaire de Nice mit, unter anderem das Oratorium »Mass« von Leonard Bernstein. Beim Bach-Wettbewerb in Marseille erspielte sie sich den Preis Pierre Barbizet, außerdem wurde sie mit dem ersten Preis beim Wettbewerb Les Clefs d'Or in Paris ausgezeichnet. Amandine Affagard war Stipendiatin des Lions Clubs in Frankreich und nimmt regelmäßig an Meisterkursen in Frankreich, in der Schweiz, in Italien und in Deutschland teil. Sie gastierte unter anderem beim International Feminist Art Festival Berlin, beim Medimus Music Festival, beim Gitarrenfestival Cuxhaven, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Istanbul Music Festival, arbeitete projektweise an verschiedenen Konzert- und Opernhäusern, etwa an der Staatsoper Berlin, am Residenztheater München, im Berliner Dom und am Staatstheater Nürnberg. Zu ihren künstlerischen Partnern gehören renommierte Ensembles wie das Ensemble Baroque de Limoges und die lautten compagney BERLIN.

Affagard erhielt Stipendien der Ad Infinitum Stiftung, der Paul-Hindemith-Gesellschaft und des gemeinnützigen Vereins Yehudi Menuhin Live Music Now. Mit ihrem Ensemble Nexus Baroque nahm sie am europäischen Stipendiatenprogramm für Alte Musik EEEmerging teil. An der Musikschule Hohenlohe unterrichtet sie klassische Gitarre; regelmäßig wird sie für Seminare eingeladen.

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